Thursday, October 25, 2007

Der jugad (sprich: dshugaad)

“JUGAD” (A method of finishing any task by slightly deviating from the norms).

Jugad ist das Wort, das mich ab jetzt stets in Indien begleiten wird. Ich finde Jugad ist in Indien eine Lebenseinstellung. Deshalb hoert man in Indien auch stets als Antwort auf eine Frage, ob etwas moeglich ist: "No problem." In Indien ist nichts unmoeglich:-).
In Europa und besonders in Deutschland sind wir es ja gewohnt in Prozessen zu denken, Regeln zu befolgen und die Gesetze zu achten. Wenn man das in Indien macht, dann wird man verrueckt. Prozesse sind in Indien umstaendlich, buerokratisch und langwierig. Und haeufig fuehren sie nicht zum gewuenschten Ergebnis.

Beispiel:

Eine Person. Wir nennen sie P.. Ein huebsches, liebenswertes, junges Maedchen. P. bekommt die Zusage fuer ein Praktikum bei einer x-beliebigen Firma in Indien. Als Firmennamen waehlen wir per Zufall die Buchstaben SAP. Das ist toll denkt sich P.. Der Prozess nimmt seinen Lauf. Um ein Visum zu bekommen braucht dieses wundervolle Maedchen P. neben einem Praktikumsvertrag ein Einladungsschreiben von SAP. P. wartet Wochen auf das Schreiben. Eine Woche vor Abreise ist das Schreiben immer noch nicht da, obwohl P. sich dem Prozess gemaess an die verantwortlichen Ansprechpartner in Indien gewendet hat. Die Antwort, die sie stets bekommt, kann man mit den Worten: "No problem, you'll get it." beschreiben. Die Zeit wird immer knapper. Sie bekommt das Schreiben nicht. C. der bereits in Indien verweilt, ueberlegt was man machen koennte um endlich an das ersehnte Schreiben fuer P. heranzukommen und ihr zu helfen. C. wendet sich vertrauensvoll an seine indischen "Freunde". Nach kurzer Lagebesprechung haben die indischen Freunde die Loesung parat. "Let's make a jugad.".

Der Jugad funktioniert dann wie folgt: C. marschiert mit dem "Freund" J. zu dieser Firma SAP und erzaehlt der Security man hat einen Termin mit der Assistentin A. des Geschaeftsfuehrers und sagt er kennt sie. Die Security ruft A. an und reicht nach kurzem Gespraech den Hoerer weiter. 5 Minuten spaeter trifft man sich mit A. in der Lobby, schildert ihr die Situation und A. sagt dass man das Schreiben spaetestens am Abend bekommt. Zwei Tage spaeter haelt P. die benoetigten Schreiben in der Hand. JUGAD” (A method of finishing any task by slightly deviating from the norms). Haetten wir uns an den Prozess gehalten und gewartet bis die Verantwortlichen endlich alles geklaert haetten, dann haette P. das Visum heute immer noch nicht.
Der Ehrlichkeit halber muss hier aber gesagt werden, dass P. die Schreiben vielleicht auch deshalb gleich danach bekommen hat, weil Sie noch einmal eine verzweifelte Mail an den deutschen Managing Director des x-beliebigen Unternehmens SAP geschrieben hat.

Jugads funktionieren, aber. Und ich werde sie ab jetzt anwenden wann immer ich kann. Jugads sind keine Luegen, sondern eine kleine Veraenderung der Realitaet. Sie sollen niemandem schaden und auch keine Gesetze brechen.

Wenn es etwas gibt was ich aus Indien mit nachhause nehmen werde. Dann ist es jugad.

Monday, October 15, 2007

Wohnungssuche, Pepa und Where u from?

Zu erstmal zum Where u from? Diese Frage bekomme ich seit nun fast 2 Wochen jeden Tag gestellt. Hinzu kommen dann noch Fragen wie: 'Is the food too spicy?', 'How do u like India?', etc .pp. Und natuerlich, nicht zu vergessen. Jeden Tag bekomme ich gesagt, dass ich genau zur richtigen Zeit in Bangalore eingetroffen bin, weil das Wetter jetzt am Besten ist. Ich finds trotzdem ziemlich warm. Und das gefrage wird auf die Dauer echt anstrengend. Aber mit ein paar Hare Krishna, Hare Rams, gehts dann auch gleich wieder.

Flos Wetterstation wird uebrigens bald in Betrieb genommen und dann gibt es regelmaessige Wetterreports. Ich bitte Flo, sie dann fuer uns alle professionell auszuwerten. Und wenn er Lust hat, dann kann er ja dem von mir berichteten Wetter hinterherfliegen und Fotos machen;-)
Sie wird dann in meiner neuen Wohnung aufgestellt werden, die ich hoffe endlich gefunden zu haben. 1 BHK. Das bedeutet 1 Bad mit Wohnzimmer und Kueche. Aber eigentlich ist es eine 2 Zimmer- Studiowohnung mit Kueche 2 Baedern und einem Balkon. Ueber eine Treppe geht man vom Wohnraum hoch ins Schlafzimmer. Der Inder an sich bevorzug aber meist 2BHK. Was bedeutet 2 Baeder mit angeschlossenem Zimmer, einem Wohnzimmer, einer Kueche und meist 1 oder 2 Balkons. Also bei uns ne 3 Zimmer Wohnung. Bevor ich einziehe, muss am Samstag die Wohnung noch von einem christliche Priester gesegnet werden. Mein Vermieter ist Christ. Fotos von der Wohnung und der Segnungsparty folgen noch.

Und jetzt zum Pepa. Mehrere Maenner fahren tagsueber durch die ganze Siedlung und schreien die ganze Zeit Pepa, welches mit einem gutturalen 'R' beendet wird. Und ich frage mich die ganze was zum Teufel ist Pepa. Da sehe ich einen dieser Maenner an mir vorbeifahren und tatsaechlich, die Jungs sind Altpapiersammler. Ich sach nur Pepa.

Friday, October 5, 2007

Erste Woche in Bangalore

Ich bin endlich da, da wo ich schon immer hin wollte. In Indien. Angekommen bin ich noch lange nicht. Und ich hab maechtig schiss. Hier ist echt fast alles iregndwie anders als wir es zuhause in Deutschland kennen.

Erstes einschneidendes Erlebnis wenn man aus dem Flugzeug aussteigt ist, dass es stinkt und zwar nicht zu knapp. Naja kein Wunder auch wenn 5 Mio. Menschen ueberwiegend mit Gas oder Kuhdung kochen. Ausserdem faehrt hier jeder entweder Auto, Motorrad oder Riksha. Oeffentliche Verkehrsmittel sind eher duenn und die Busse die es gibt, die stinken auch.

Mein Kollege Murali (sprich Murli) sagt, dass unsere Kinder vielleicht den Bau der ersten U-Bahn erleben werden. Der Verkehr ist einfach verrueckt. Entweder man muss Angst haben ueberfahren zu werden oder man stirbt an Abgasvergiftung oder man kriegt einen Herzkasper vom Strassenlaerm. Aber nicht von den Leuten oder den Autos selber. Nein, weil dem Inder sein liebstes Hobby ist einfach mal Hupen, er tut es haeufig und gerne. Aber es macht auch Sinn, denn dadurch vermeidet man schwerste Unfaelle selbst bei 5 km/h.

Bangalore waechst unaufhaltsam. Dort, wo jetzt mein Guesthouse steht, war vor drei Jahren noch alles Wald. Das 'wundervolle' Nandini Springs mit seinem freundlichem und hilfsbereiten Personal, allen voran Gagan. (Ich meine das ernst.)


Nach vier Tagen erklaert er mir zum ersten Mal wie das im Guesthouse so funktioniert. "You want omlette for dinner?" "Hmm, okay.!" . 2 Tage zuvor an Ghandis und meinem Geburtstag hatte ich auch Mittagessen im Guesthouse. Nachdem ich das Omlette genuesslich verspeist habe, kommt Gagan und meint: " You know breakfast and dinner, completely pay company. For omelette and lunch two day ago, completely no pay!" So macht man Geschaefte, den Leuten was aufschwatzen, weil sie denken alles wird von der Firma gezahlt und dann wird am Ende die Rechnung praesentiert. Aber eigentlich macht das eh nix, kostet ja alles fast nix. Die Rupie, mein Spielgeld.

Meine indiesche Dusche im Guesthouse ist auch nicht zu verachten, ein 20 Liter fassender Eimer und ein Becher zum ueberschuetten. Aber man wird genauso sauber wie unter einer westlichen Dusche und hat immer genauen Ueberblick ueber den Wasserverbrauch.



Wohnungen habe ich angeschaut, gefuehrt von meinem aus Tamil Nadu stammenden Makler, der mir bis zu den Brustwarzen ging. Schlau hat er's schon gemacht. Zuerst zeigt er mir ein Loch und alles was danach kommt nimmt stetig an Qualitaet zu. Und ich muss sagen die Wohnungen hier in Bangalore muessen sich nicht verstecken, zumindest nicht hinter unseren Studentenbuden. Auch in Indien gilt, je mehr Kohle man hat desto schoener sind die Dinge die man sich leisten kann.

Ach ja bevor ich es vergesse, ich bin ja zum Arbeiten nach Indien gekommen. Ich glaube ich habe mit iGate eine sehr gute Wahl getroffen. Der Campus kann sich echt sehen lassen. Und meine Kollegen sind alles super nett. Sie haben mich gleich am ersten Tag mit zu Andhra Spice, zum Essen, mitgeschleppt. Woraufhin, mir danach erstmal ordentlich die Waffel gebrannt hat und am Abend aufm Klo mein *****. Das indische Essen brennt also wirklich zweimal.

Heute abend habe ich entweder die Moeglichkeit aufs Oktoberfest zu gehen oder mit meinem Kollegen Swamy auf Prellage. Und ich muss wieder feststellen, die Heimat und die einem vertrauten Aktivitaeten sind auch in Indien nicht gar so weit entfernt. Vielleicht ist ja als naechstes Dance angesagt.......